Die orale Zufuhr einer standardisierten Glucosemenge erhöht deren Konzentration im Blut. Das Überschreiten von definierten Grenzwerten erlaubt die Diagnose einer gestörten Glucosetoleranz bzw. eines Diabetes mellitus.
Bekannter manifester Diabetes mellitus, Zustand nach Magendarmresektion, gastrointestinale Erkrankungen mit verändertem Resorptionsverhalten, Erkrankungen mit Aktivierung von Stresshormonen, Infektionen, Fieber, Myokardinfarkt.
Einnahme von kontrainsulären Pharmaka, so z. B. Cortisol, Thyroxin, β-Sympathomimetika, Progesteron.
Der Test soll 3 Tage vor und nach einer Menstruation nicht durchgeführt werden. Mindestens 3 Tage vor der Untersuchung soll sich der Patient mit einer normalen Mischkost bei > 150 g Kohlenhydrate pro Tag ernähren. In den letzten 10 h vor dem Test ist Nahrungskarenz einzuhalten. Vor und während des Tests darf der Patient nicht rauchen und sich körperlich nicht betätigen.
Zeit | Gabe von | Blutentnahme | |
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| Analyt | Material |
0 min |
| Glucose | Natriumfluorid-Plasma |
| 75 g Glucose in 300 mL Wasser über 5 min |
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60 min |
| Glucose | Natriumfluorid-Plasma |
120 min |
| Glucose | Natriumfluorid-Plasma |
Die 60 min-Bestimmung ist fakultativ, d. h. der eigentliche Test beinhaltet nur den 0 min- und den 120 min-Wert. Der 1 h-Meßwert gibt aber (zusätzliche) Hinweise auf die Plausibilität des Tests und die Dynamik des Konzentrationsverlaufs. Für die Bewertung im Einzelnen ergibt sich nachfolgend getrennt aufgeführt für Natriumfluorid-Plasma und kapilläres Vollblut:
Glucose im Natriumfluorid-Plasma | ||||
| 0 min (nüchtern) | 120 min | 0 min (nüchtern) | 120 min |
Normal | < 100 mg/dL | < 140 mg/dL | < 5,6 mmol/L | < 7,8 mmol/L |
Abnormal nüchtern | 100 – 125 mg/dL |
| 5,6 – 6,9 mmol/L |
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Gestörte Glucosetoleranz | < 126 mg/dL | 140 – 199 mg/dL | < 7,0 mmol/L | 7,8 – 11,0 mmol/L |
Diabetes mellitus | ≥ 126 mg/dL | ≥ 200 mg/dL | ≥ 7,0 mmol/L | ≥ 11,1 mmol/L |
Glucose im kapillären Vollblut | ||||
| 0 min (nüchtern) | 120 min | 0 min (nüchtern) | 120 min |
Normal | < 90 mg/dL | < 140 mg/dL | < 5,0 mmol/L | < 7,8 mmol/L |
Abnormal nüchtern | 90 – 109 mg/dL |
| 5,0 – 6,0 mmol/L |
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Gestörte Glucosetoleranz | < 110 mg/dL | 140 – 199 mg/dL | < 6,1 mmol/L | 7,8 – 11,0 mmol/L |
Diabetes mellitus | ≥ 110 mg/dL | ≥ 200 mg/dL | ≥ 6,1 mmol/L | ≥ 11,1 mmol/L |
Perimenstruell kann es zu falsch positiven Werten kommen. Die Kontraindikationen (siehe oben) müssen Beachtung finden. Der Test sollte nur nach Korrektur einer Hypomagnesiämie oder Hypokaliämie durchgeführt werden, da es sonst zu einer abgeschwächten Insulinsekretion kommt.
Handmessgeräte (POC-Geräte) dürfen für den Test nicht verwendet werden!
Die Stabilität der Glucose im Entnahmegefäß stellt ein großes Problem dar. Serum ist für die Glucosebestimmung kein geeignetes Material, insbesondere wenn die Probe bei Raumtemperatur gelagert wird. Für die Stabilität der Glucose in einer entnommenen Probe gelten folgende Richtwerte:
Der Test soll bei allen Schwangeren mit SSW 24 + 0 bis 27 + 6 durchgeführt werden, falls nicht schon ein Diabetes mellitus vorliegt und Risikofaktoren (siehe oben) ausgeschlossen sind. Er soll nicht vor 06:00 h und nicht nach 09:00 h erfolgen.
Der Ablauf folgt dem Test für nicht schwangere Personen (siehe oben), beinhaltet jetzt aber einen obligaten 60 min-Wert. Die Glucosebestimmungen erfolgen ausschließlich aus venösem Plasma.
Als Gestatationsdiabetes wird das Erreichen oder Überschreiten von mindestens einem der drei Grenzwerte im venösen Plasma gewertet. Die Grenzwerte der nachfolgenden Tabelle gehen auf Empfehlungen der IADPSG (International Association of Diabetes in Pregnancy Study Groups) zurück.
Glucose im Natriumfluorid-Plasma | ||
| Konzentration in mg/dL | Konzentration in mmol/L |
0 min (nüchtern) | < 92 | < 5,1 |
60 min | 180 | 10,0 |
120 min | 153 | 8,5 |
Sie entsprechen denjenigen des Tests mit 75 g Glucose für nicht schwangere Personen.
Der Test kann spontan und unabhängig von Tageszeit und Nahrungsaufnahme durchgeführt werden. Er soll in der 24. bis 28 Schwangerschaftswoche vorgenommen werden.
Zeit | Gabe von | Blutentnahme | |
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| Analyt | Material |
0 min | 50 g Glucose in 200 mL Wasser |
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60 min |
| Glucose | Natriumfluorid/Citrat-Plasma |
Glucose im Natriumfluorid-Plasma | |||
Zeit | Konzentration in mg/dL | Konzentration in mmol/L | Interpretation |
60 min | ≥ 135 | ≥ 7,5 | Positiver Suchtest. Es muss ein standardisierter oraler Glucosetolerantest mit 75 g Glucose angeschlossen werden. |
Deutsche Diabetes Gesellschaft und Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: Gestationsdiabetes. S3-Leitlinie, Stand 08/2011: 19, 25
Lehnert, H.: Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme 3. Auflage 2010: 520, 521
Schäffler, A. et al.: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Springer 1. Auflage 2009: 8 - 14
Sekretin stimuliert die Gastrinsekretion der antralen G-Zellen im Magen. Beim Zollinger-Ellison-Syndrom findet sich eine pathologisch erhöhte Stimulierbarkeit der Gastrinsekretion.
Eine Kontraindikation ist die akute Pankreatitis sowie der akute Schub einer chronischen Hepatitis. Mindestens zwei Wochen nach Abklingen der akuten Symptome darf der Test nicht angewendet werden.
Ein Tag vor Testdurchführung müssen Antacida, Anticholinergika und H2-Rezeptorantagonisten abgesetzt werden. Eine Behandlung mit Protonenpumpeninhibitoren sollte mindestens 5 - 7 Tage vorher beendet werden. Vor dem Test muss eine Nahrungskarenz von 12 Stunden eingehalten werden; der Patient bleibt während des Tests nüchtern. Vor Testbeginn wird ein venöser Zugang gelegt.
Zeit | Gabe von | Blutentnahme | |
Analyt | Material | ||
-15 min | Gastrin | 1 ml Serum, tiefgefroren | |
0 min | Gastrin | 1 ml Serum, tiefgefroren | |
2 U Sekretin/kg Körpergewicht binnen 30 s intravenös | |||
2 min | Gastrin | 1 ml Serum, tiefgefroren | |
5 min | Gastrin | 1 ml Serum, tiefgefroren | |
10 min | Gastrin | 1 ml Serum, tiefgefroren | |
15 min | Gastrin | 1 ml Serum, tiefgefroren | |
30 min | Gastrin | 1 ml Serum, tiefgefroren |
Lehnert, H.: Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme 3. Auflage 2010: 519